Kartei der Not: 3000 Gäste tun Gutes beim Presseball
Augsburg, 12.11.2017
Rund 3000 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft feiern in Augsburg eine wunderbare Ballnacht. Ministerpräsident Horst Seehofer kommt gerne nach Augsburg - auch zum Presseball. Dieses Jahr aber musste er auf die Nacht in Blau verzichten, um stattdessen in Berlin über die Farben Schwarz, Gelb und Grün zu diskutieren. Für politische Prominenz war bei der Gala dank Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Finanzminister Markus Söder jedoch gesorgt - und für Gesprächsstoff. Beide wurden, als mögliche Nachfolger Seehofers, am Abend mehrmals auf die politische Zukunft Bayerns angesprochen.
Es ist eine Besonderheit des Augsburger Presseballs, dass hier prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam mit vielen anderen feiern. Eine weitere ist, dass all diese Menschen zusammen Gutes tun: Die Presseball-Tombola hat seit dem ersten Ball 1973 über eine Million Euro für Bedürftige in der Region eingespielt. Dieses Jahr konnte Alexandra Holland, Gastgeberin des Abends, sogar einen Rekord melden: Zum ersten Mal überstieg der Wert der Preise, den die Besucher bei der Tombola gewinnen konnten, die Grenze von 200 000 Euro. Die Stiftung Kartei der Not kann mit dem Geld, das durch die Tombola zusammenkommt, schnell und unbürokratisch helfen, wenn Menschen ohne eigene Schuld aus der Bahn geworfen werden.
Das Kuratorium der Stiftung erfährt beinahe täglich von bitteren Einzelschicksalen. „Das geht mir und meiner Schwester Ellinor Scherer, der Kuratoriumsvorsitzenden der Kartei der Not, richtig unter die Haut“, sagt Alexandra Holland. „Auch an einem Abend, an dem wir das Leben so bewusst und ausgelassen feiern wollen, haben wir diejenigen im Auge, denen das Schicksal den Boden unter den Füßen weggezogen hat.“
Eine wichtige Rolle beim Presseball spielte der Begriff Heimat - und auch hier stand die Kartei der Not im Fokus. Mit dem Ellinor-Holland-Haus bietet sie seit kurzem eine Bleibe auf Zeit für Menschen, die gerade nicht die Kraft haben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es sind vor allem alleinerziehende Frauen, die im Augsburger Textilviertel aufgenommen und betreut werden, bis sie wieder auf eigenen Beinen stehen können.
Heimat wird aber auch in politisch unsicheren, in schwer einschätzbaren Situationen immer wichtiger. Eine wesentliche Aufgabe der Medien sei es, den Menschen in diesem Strom der Veränderungen Klarheit und Orientierung zu bieten, betonte Alexandra Holland. Dies gelinge immer dann, wenn Journalisten unabhängig arbeiten könnten. „Die Pressefreiheit wird weltweit mit Füßen getreten. Das zeigen Verfolgungen und Inhaftierungen von Journalisten in der Türkei oder unlängst der Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia“, sagt Holland. Sie sehe es als Pflicht der Gesellschaft an, die Werte einer freien Presse zu verteidigen.
Ernste Themen und ungezwungene Gespräche - beides ist an einem Abend wie dem Presseball wichtig und möglich. Gesprochen wurde auch über Mode: Die Farbe Blau dominierte den Gala-Abend, viele der 3000 Gäste hatten sie bei der Wahl ihrer Garderobe aufgegriffen. Eduard Oswald, langjähriger Bundestagsvizepräsident und Stammgast beim Presseball, griff zur blauen Fliege, auch Ilse Aigners Kleid schimmerte in dunklem Blau. Staatssekretär Franz Josef Pschierer, der ehemalige Landwirtschaftsminister Josef Miller, Markus Söder und Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl blieben beim klassischen Schwarz, der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel hatte sich für eine rote Fliege entschieden.
Ziemlich „cool“ waren die Stargäste dieses Presseballs: Die Jungs von Kool & The Gang gaben um Mitternacht dann auch noch mal das Motto dieses glamourösen Gala-Abends wieder: „Celebrate the good times!“ - Lasst uns die guten Zeiten feiern.