Das Foto strahlt die pure Lebensfreude aus. Es ist kraftvoll und kommt doch mit einem kleinen Augenzwinkern daher. Das Bild ist ein Porträt der Nigerianerin Elizabeth Nwokoma – stolz lächelnd, im pink-weißen Dirndl vor einem Alpengemälde. Es ist gleichzeitig ein Kontrast und ein Sinnbild für gelebte Integration. Mit dieser Fotografie hat Peter Wilson die Jury überzeugt. Er bekam dafür am Samstagabend bei der Benefizgala im Stadttheater Landsberg den Ellinor Holland Kunstpreis 2016 überreicht.
Beim vom Landsberger Tagblatt ausgelobten Ellinor Holland Kunstpreis drehte sich dieses Mal alles um die Fotografie und um die Menschen im 21. Jahrhundert – um Integration, Miteinander und Völkerwanderung. Um Menschen in Bewegung. Mit diesen Themen kennt sich Peter Wilson aus. Der Grafikdesigner ist gebürtiger Engländer und beschloss mit 28, nach Australien zu radeln. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für die Fotografie. Nach diesem Abenteuer zog der heute 56-Jährige zu seiner Frau nach Landsberg. Hier ist er sesshaft geworden, aber das Thema ließ ihn nicht los. Er porträtierte Menschen, die entweder schon sehr lange oder erst seit Kurzem in der Gegend leben. Bei diesem Projekt ist die Idee zum Fotowettbewerb für den Ellinor Holland Kunstpreis 2016 entstanden. „Zusammen hatten Elizabeth Nwokoma und ich die Idee, ein Bild von ihr im Dirndl für den Wettbewerb einzureichen", sagt Peter Wilson. Wenn er über seine Fotoprojekte berichtet, sprüht er vor Enthusiasmus: „Elizabeth ist eine tolle Frau. Man spürt richtig, dass sie an der Gesellschaft teilnehmen will. Die klassischen Alpengemälde im Hintergrund und das Dirndl im Kontrast zu Elizabeths dunkler Hautfarbe sollen genau das zeigen", so Wilson. Für sein Bild und diesen Enthusiasmus bekam er nun den Kunstpreis überreicht.
Für den mit 2000 Euro dotierten Ellinor Holland Kunstpreis 2016 wurden heuer aus rund 120 Einsendungen sechs Fotografen und Künstler mit ihren Werken ausgesucht, die eine Jury bewertete.
Neben dem Ellinor Holland Kunstpreis gab es an diesem Abend im Rahmen der Langen Kunstnacht noch zwei weitere Preise zu vergeben – einer wurde von der VR-Bank Landsberg-Ammersee gestiftet, der andere vom Baumarkt Obi. Beide sind mit 1000 Euro dotiert. Den Sonderpreis der VR-Bank Landsberg-Ammersee erhielt Künstlerin Annunciata Foresti. Das Thema Ortssuche, die Suche nach dem Standpunkt und die Antworten des Lebens auf die Frage „Wer bin ich?" versucht Foresti normalerweise malerisch frei umzusetzen. Für die Serie „Geliehene Heimat" griff sie aber auf die Kamera zurück. Denn manches ist, wie sie selbst sagt, „mit Fotos einfach besser darstellbar". Diese Serie, die in Auszügen im Rahmen der Langen Kunstnacht gezeigt wird, bescherte Annunciata Foresti nun den Sonderpreis der VR-Bank. Es geht um das Ankommen in der Fremde. „Dort, wo sich Kulturen vermischen, findet auch Völkerverständigung statt", ist sie überzeugt. Es ist ihre Intention zu zeigen, wie es ist, in der Not in der Fremde anzukommen. Ein zeitloses Thema. Und die Künstlerin weiß, wovon sie spricht. Ohne warme Kleidung und mit der Ungewissheit, was die Zukunft bringt, kam sie selbst 1959 nach Deutschland. Ihre Eltern gehörten zu den ersten Gastarbeiterfamilien. Zu diesem Zeitpunkt war Annunciata Foresti fünf Jahre alt. Ihre Kindheit verbrachte sie in Söcking und Starnberg, mittlerweile lebt sie in Dießen.